Kurt Finker
Geschichte des Roten Frontkämpferbundes
Dietz Verlag Berlin 1982
DDR
Inhalt :
I. Die Enstehung des Roten Frontkämpferbundes 1924/1925
II. Der Kampf des RFB gegen das weitere Wiedererstarken des deutschen Imperialismus und Militarismus 1925/1927
III. Der Kampf des RFB gegen Kriegsgefahr und neue Vorstöße der Reaktion 1927/1929
IV. Der Kampf gegen Militarismus, Faschismus und imperialistischen Krieg
Bereits vor Gründung des RFB waren proletarische Schutz- und Wehrorganisationen entstanden. Die 1923 verbotenen proletarischen Hundertschaften und Organisationen unter Bezeichnungen wie Rote Schützen oder Roter Stahlhelm. (S. 15)
'Im Mai 1924 beschäftigte sich die Zentrale der KPD mit der Aufgabe, eine proletarische
Wehrorganisationen zu schaffen. . . '
'Die proletarische Wehr- und Schutzorganisation durfte . . . keine illegale oder halblegale bewaffnete Militärorganisation, sondern mußte eine politische Massenorganisation sein, deren Aufgabe politische Massenarbeit und Schutz der Arbeiter gegen Überfälle der Polizei und militaristischer Banden zu sein hatte.' (S. 16)
Es wurde festgelegt, in Großthüringen und Halle-Merseburg mit der Gründung des RFB zu beginnen. Hier besaß die KPD feste Positionen, und hier hatte es 1923 starke proletarische Hundertschaften gegeben. (S. 17)
'Die erste Ortsgruppe des RFB entstand Anfang Juli 1924 in Thüringen.' In der Nacht vom 5. zum 6.Juli 1924 wurde die Ortsgruppe Hildburghausen des Roten Frontkämpferbundes gegründet. 'Mitte Juli 1924 bildete sich die proletarische Bezirksleitung Thüringen des RFB, deren Vorsitzender der kommunistische Landtagsabgeordnete Hermann Schulze war.' (S. 17)
Ortsgruppen, Mitglieder RFB Stand 01.09.1924 (S. 18/19) | |
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Bezirk | Ortsgruppen, Mitglieder |
Halle-Merseburg | 71, ca. 2500 |
Großthüringen | 20, ca. 2000 in Arnstadt, Berka, Camburg, Erfurt, Mühlhausen, Pößneck, Weimar, Sonneberg, Saalfeld |
Berlin-Brandenburg | 2 in Berlin, Trebbin |
Lausitz | 6 in Cottbus, Finsterwalde, Niesky, Senftenberg, Ströbitz, Guben |
Ostpreußen | 7, ca. 800 |
Ostsachsen | 1 in Dresden |
Erzgebirge-Vogtland | 6 in Chemnitz, Plauen, Hartha, Reichenbach, Roßwein, Rohna |
Niedersachsen | 5 in Braunschweig, Hannover, Holzminden, Lauterberg, Wolfenbüttel |
Baden | 3 in Mannheim, Heidelberg, Karlsruhe |
Der Rote Frontkämpferbund entstand nicht nur als Schutzorganisation gegen die Terrorakte der Polizei und der konterrevolutionären Banden, sondern sah seine Aufgabe auch darin, die werktätigen Massen über die Gefahr des Militarismus und der Vorbereitung eines neuen Krieges aufzuklären, er war sowohl Abwehr- und Schutzformation als auch antimilitaristische Propaganda- und Kampforganisation. (S. 20)
Der Rote Jungsturm war dem RFB angegliedert und vereinigte die jungen Mitglieder im Alter von 16 bis 21 Jahren. Die erste Abteilung des Roten Jungsturms wurden am 22.08.1924 in Jena gegründet. (S. 25)
1.Reichskonferenz des RFB am 01.02.1925 in Berlin
1.Bundesführer Ernst Thälmann, 2.Bundesführer Willy Leow
Mitglieder der Führung Ernst Schneller, Hans Jendretzky, Fritz Selbmann
führende Funktionäre des Bundes waren Werner Jurr, Albert Schreiner, Curt Steinbrecher (S. 28/29)
Schriften der KPD, des RFB
- illegale militärpolitische Zeitschrift Oktober
- ab 15.10.1924 Bundeszeitung Rote Front
Der kleine Trompeter
Dieses Lied erinnert an den jungen Hornist Fritz Weineck aus dem Spielmannszug Halle. Er wurde bei einem Polizeiüberfall, am 13.03.1925, auf einer Wahlkundgebung Ernst Thälmanns im Volkspark Halle erschossen. Insgesamt gab es 9 Tote, 25 Schwer- und über 100 Leichtverletzte. (S. 29)
Johannes R. Becher 1925 Roten-Fahnen-Eid
Wir schwören: beim Blut der Brüder, das zur Erde rinnt,- Wir schwören: am Riesenstrom der Tränen, die vergossen sind Frontkämpfer auf! Die Faust gereckt!
Wir schwören rot: Sieg oder Tod! Dem großen Klassenkrieg sind wir geweiht. Wir sind der Sturmschritt einer neuen Zeit! (S. 33)
Mitgliederzahlen RFB Stand 01.04.1925 (S. 38) | |
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Ortsgruppen | Mitglieder |
558 | 40450, davon 18840 parteilos(49%) |
Mitgliederzahlen RFB Stand 01.06.1925 (S. 38) | |
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Ortsgruppen | Mitglieder |
826 | 51630, davon 27346 parteilos(53%) |
Die 2. Reichskonferenz vom Mai 1925
Am 22. und 23.Mai tagte in den Sophiensälen in Berlin die 2. Reichskonferenz des RFB. Ein Thema der Konferenz war die Frage einer selbständigen Frauen- und Mädchenorganisation. Die Konferenz beschloß, daß die Frauen- und Mädchenabteilungen vom RFB zu trennen und einen selbständigen Frauenbund, die rote Frauenliga, zu bilden. Im November 1925 entstand aus der roten Frauenliga der Rote Frauen- und Mädchenbund (RFMB).
Mit der 2. Reichskonferenz wurde die Periode der Herausbildung und Konsolidierung des RFB abgeschlossen. Die prinzipiellen Positionen zur Frage der politischen Massenarbeit, insbesondere zur Politik der Aktionseinheit und zur Stellung zum Reichsbanner, waren im wesentlichen geklärt.
In dieser Zeit wurde der Gruß des RFB - die erhobene geballte Faust und die Worte Rot Front - zum Gruß und zum Bekenntnis aller revolutionären Kämpfer in Deutschland und bald auch in vielen anderen Ländern der Welt. (S. 43)
Mitgliederzahlen RFB Stand 01.09.1925 (S. 43) | |
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Ortsgruppen | Mitglieder |
1217 | 70150, davon 45418 parteilos(59%) |
Obwohl der RFB kein militärischer Verband war, bediente er sich in seiner Tätigkeit doch gewisser militärischer Prinzipien und Formen. Das betraf vor allem die Gliederung, das einheitliche Kommandosystem und die militärische Disziplin. Wenn sich der RFB bestimmter militärischer Formen bediente, dann geschah dies, um unter den gegebenen historischen Bedingungen wirksam für die Interessen der Werktätigen kämpfen zu können.
Seine Aufgabe als Wehr- und Schutzorganisation erforderte ständige Einsatzfähigkeit, feste Geschlossenheit und hohe Beweglichkeit. Schließlich erforderte die revolutionäre Wehrhaftigkeit nicht nur eine straffe Organisationen, sondern auch eine konsequente, bewußte Disziplin. Alle revolutionären Kämpfe der Arbeiterklasse hatten eindeutig demonstriert, daß straff organisierte, disziplinierte, einheitlich und zielbewußt geführte Kampfeinheiten notwendig sind. (S. 43)
Gliederung des RFBDie Gliederung des RFB entsprach sowohl militärischen Notwendigkeiten als auch den Grundsatz des demokratischen Zentralismus.
- Kleinste Einheit: Gruppe in der Regel 8 Mann und ein Gruppenführer.
- Vier Gruppen bilden einen Zug mit Zugführer.
- Drei Züge bilden eine Kameradschaft mit Kameradschaftsführer.
- Mehrere Kameradschaften bildeten eine Abteilung, mehrere Abteilungen die Ortsgruppe.
An der Spitze der Abteilungen und Ortsgruppen standen kollektive Leitungen, die sich wie folgt zusammensetzten: Politischer Führer ( gesamtverantwortlich für die Einheit ), Technischer Führer ( verantwortlich für Organisation, Ausmärsche, Wehrsportübungen ), Bildungsobmann, Gegnerobmann, Kassierer, Politischer Führer des RJ, Technischer Führer des RJ. ( S.45 )
Uniform der Roten FrontkämpferBis Anfang 1925 waren die Mitglieder bei ihren Einsätzen nur durch rote Armbinden kenntlich. Zur zentralen Versorgung aller Mitglieder mit einheitlicher Bundeskleidung und Ausrüstung wurde die Gemeinnützige Bekleidungs- und Ausrüstungs - GmbH (Gebagos) gegründet. Zur vollständigen Bundeskleidung gehörte Bluse, Hose, Mütze, Koppel mit RFB-Emblem auf dem Schloß, Schulterriemen, Armbinde mit RFB-Emblem, Gamaschen oder Stiefel. Die Kosten hatte jedes Mitglied selbst aufzubringen. ( S.49 )
Die Erziehung der Roten Frontkämpfer zur Wehrhaftigkeit schloß auch die körperliche Ausbildung ein. Die körperliche Wehrhaftmachung war sowohl für den täglichen Kampf von Bedeutung als auch für die Vorbereitung auf künftige härtere Auseinandersetzungen. Sie steigerte die Kampfkraft der Organisation, indem sie die Leistungsfähigkeit des einzelnen entwickelte, den Gemeinschaftsgeist förderte und die geistige Wehrhaftmachung vertiefte und ergänzte. ( S.52 )
Der RFB war keine bewaffnete Organisation; er lehnte eine allgemeine illegale Bewaffnung ab. Mit Hilfe von Literatur und Lichtbildern machten sich jedoch die Mitglieder mit der Funktions- und Wirkungsweise der in Reichswehr und Polizei gebräuchlichen Waffen vertraut. Die Bundesführung forderte alle Roten Frontkämpfer auf, den legalen Arbeiterschützenvereinen beizutreten und sich hier im KK-Schießen zu üben. ( S.55 )
Ernst Thälmann veröffentlichte in dem zum 10.Parteitag herausgegebenen Sonderheft der theoretischen Zeitschrift der KPD 'Die Internationale' vom 12.Juli 1925 den Aufsatz 'Partei und Rote Frontkämpferbewegung'. .
Thälmann stellte zum Charakter des RFB und zu seiner Stellung in der revolutionären Arbeiterbewegung fest: 'Der RFB ist seiner Zusammensetzung und Führung nach eine rein proletarische Organisation des Klassenkampfes. Er ist keine kommunistische Organisation.' - siehe ( S.59 )
Die damalige Lage im RFB und das Verhältnis zur KPD charakterisierte Thälmann mit folgenden Worten: 'Der RFB ist in kurzer Zeit zu einer Massenorganisation geworden... Die politische Durchdringung des RFB läßt aus diesen Gründen noch viel zu wünschen übrig, ebenso läßt zu wünschen übrig die Klarheit über die eigentlichen Ziele und Aufgaben des RFB uner den breiten Mitgliedermassen. Diese Mängel sind unumgängliche Kinderkrankheiten, deren Auftreten um so unvermeidlicher war, weil die Partei der Bewegung lange Zeit keine und heute oft noch zu geringe Bedeutung beigemessen hat.' ( S.60 )
Richtlinien über Aufgaben und Aufbau der Fraktionen im RFB(Fraktionen = kommunistische Gruppen im RFB ) veröffentlicht vom ZK der KPD im Oktober 1926. Darin hieß es noch einmal über das Verhältnis der Partei zum Bund: 'Die Ziele und die Tätigkeit des RFB umfassen nur einen bestimmten Teil der gesamtrevolutionären Tätigkeit, wie sie von der Partei organisiert wird. Besonders durch diese Beschränkung entwickelt der RFB seine besondere Werbekraft. So bietet die Arbeit im RFB in großem Maße Gelegenheit, Arbeiter für die Partei zu erziehen und zu gewinnen. ( S.62 )
Das war nicht immer einfach, gab es doch RFB-Organisationen, deren Mitglieder zu 60 bis 70 Prozent parteilos waren oder denen Mitglieder der SPD oder der linksradikalen kommunistischen Arbeiterpartei (KAP) angehörten. Es war grundsätzlich notwendig, keine Verwischung der Grenzen zwischen Partei und Massenorganisation zuzulassen. ( S.64 )
Eine bedeutsame Rolle bei der revolutionären Wehrerziehung auf politisch-ideologischem, aber auch auf speziell militärisch-politischem Gebiet spielte die Zeitung 'Die Rote Front'. Sie veröffentlichte ständig Aufsätze zu aktuellen politischen Fragen, vermittelte Informationen über das Reichsbanner, die militärischen Verbände, die Reichswehr und die Polizei, brachte Beiträge zu militärpolitischen und militärwissenschaftlichen Themen sowie zur Traditionspflege. . .
Zur Anleitung und Qualifizierung der Funktionäre erschien ab Januar 1927 monatlich die Funktionärszeitschrift 'Der Rote Führer', in der die Beschlüsse der leitenden Organe veröffentlicht wurden und die der Klärung grundlegender politischer und militärpolitischer Fragen diente. ( S.108 )
Bis Oktober 1926 gab es noch keine planmäßige Massenschulung der RFB-Mitglieder. Eine grundlegende Wende trat mit dem Beschluß des Bundesausschusses vom 3. und 4. Oktober 1926 ein. Der Bundesausschuss beschloß ein für alle Gaue verbindliches Programm, das in monatlich mehrmals stattfindenden Abendschulungen behandelt werden sollte:
1. Russische Revolution 4 Abende
2. Die Rote Armee 1 Abend
3. Kapitalismus, Imperialismus, Völkerbund 4 Abende
4. Aus der Geschichte der Arbeiterbewegung 3 Abende
5. Bewaffnete Kräfte der Bourgeoisie 3 Abende
6. Geschichte der Arbeiterjugendbewegung und Rolle der Arbeiterjugend im Klassenkampf
2 Abende
7. Organisationsfragen 1 Abend
8. Das Verhältnis des RFB zur Arbeiterpartei 1 Abend
( S.109 )
Der RFB sah seine besondere Aufgabe darin, die Tradition der bewaffneten Kämpfe des deutschen Volkes und der internationalen Arbeiterbewegung gegen ihre Unterdrücker zu pflegen, das Andenken an die gefallenen Helden zu ehren, aus den Kämpfen der Vergangenheit zu lernen und diese Lehren vor allem der Arbeiterjugend zu vermitteln.
Darum würdigte er in seiner Traditionsarbeit besonders den deutschen Bauernkrieg 1524/25, die revolutionären bewaffneten Kämpfe von 1848/49, Leben und Kampf August Bebels, Wilhelm Liebknecht, Franz Mehrings, Karl Liebknecht, Rosa Luxemburgs, Leo Jogiches', Eugen Levines, den Kampf der revolutionären Arbeiter und Matrosen gegen den Krieg 1914/18, die revolutionären Kämpfe 1918, 1919,1920,1921 und 1923, vor allem die Münchener Räterepublik, die Rote Ruhrarmee und den Hamburger Aufstand.
Als internationalistische Organisation pflegte der RFB auch die Erinnerung an die Kämpfe der Arbeiterklasse anderer Länder, so insbesondere an die Pariser Kommune, die russische Revolution von 1905, den Kampf Lenins und der Bolschewiki gegen den Krieg, die Große Sozialistische Oktoberrevolution, die Kämpfe gegen die Konterrevolution und die ausländische Intervention in Sowjetrußland, die Anstrengungen der internationalen Arbeiterklasse zur Verteidigung der Sowjetmacht 1918-1921, die Ungarische Räterepublik, den Kampf der Wiener Arbeiter im Juli 1927, die chinesische Revolution, besonders die Kantoner Kommune vom Dezember1927. ( S.115 )
Der RFB nutzte die Tradition als einen wesentlichen Faktor für die Erziehung der Roten Frontkämpfer und der Jungfrontmitglieder, er pflegte sie, um in den RFB- und RJ-Mitgliedern den Stolz auf ihre Klasse zu stärken. Der Bund gab ein Beispiel für die Pflege der revolutionären Traditionen der bewaffneten Volkskämpfe als unerläßlichen Bestandteil der geistigen Wehrerziehung der Arbeiterklasse.
( S.117 )
Vom 11. bis zum 13.März tagte in Düsseldorf die 4.Reichskonferenz des RFB.
Mitgliederzahlen RFB Stand Januar 1927 (S.122) | |
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Ortsgruppen | Mitglieder |
1611 | 107444 |
Die Auflage der 'Roten Front' war gestiegen, sie betrug im November 1926 319000 Exemplare. Davon wurden 62000 im Straßenhandel verkauft. ( S.122 )
Die Konferenz sprach auch offen über die Mängel und Schwierigkeiten, die sich im abgelaufenen Jahr gezeigt hatten. Eine Schwäche des Bundes war die Mitgliederfluktuation. Die Ursachen lagen in der ungenügenden organisatorischen Erfassung und politischen Erziehung der neuen Mitglieder. Auch die Betriebsgruppenarbeit des RFB mußte kritisiert werden. ( S.123 )
Die von der Konferenz beschlossene 'Resolution zu den Aufgaben des RFB' stellte den Kampf gegen den imperialistischen Krieg, den Kampf gegen den Faschismus und das Ringen um die Sammlung der Proletarier in der Roten Klassenfront in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit des Bundes.
Ernst Thälmann forderte in seinem Referat größere Anstrengungen zur Bildung von Betriebsgruppen, vor allem in der Rüstungsindustrie, in der chemischen Industrie und im Flugzeugbau. Um den Kampf gegen die Kriegsgefahr in die Betriebe zu tragen,mußte er notwendigerweise eng mit dem Kampf für die politischen und wirtschaftlichen Interessen der Arbeiterklasse verbunden werden, das hieß, die Arbeit in den Gewerkschaften mußte verstärkt werden. ( S.124 )
Frankreich ARAC ( Association Republicaine des Anciens Combattants ) die gegen die imperialistische Kriegspolitik kämpfte und zugleich die materiellen Forderungen der ehemaligen Kriegsteilnehmer und -opfer vertrat.
In der Tschechoslowakei existierten Ordnerwehren der Kommunistischen Partei, die uniformiert waren und die Aufgabe hatten, Demonstrationen und Versammlungen der revolutionären Arbeiterorganisationen zu schützen.
Auf der Konferenz der Bundesführung am 06.Juni 1927 schlug Ernst Thälmann vor, die Gründung einer proletarischen Wehrinternationale vorzubereiten.
Im Herbst 1927 entstand in der Schweiz die Arbeiterschutzwehr, und in England bildete sich die Revolutionäre Liga der ehemaligen Soldaten und Frontkämpfer. Im Dezember 1927 wurde in Wien der Rote Frontkämpferbund Österreichs gegründet.
Ansätze proletarischer Wehr- und Schutzorganisationen entwickelten sich auch in Dänemark, Schweden und Griechenland. ( S.139/140 )
3.Reichskonferenz der RJ, am 22.März 1928, in Hamburg. Die Gesamtmitgliederzahl der RJ lag bei 27.000. Im März 1928 gab es insgesamt 508 RJ-Abteilungen, daß heißt 508 revolutionäre antimilitaristische Stützpunkte der Arbeiterjugend.
Das bedeutendste Ergebnis der RJ-Konferenz war der Beschluß über die Einführung des Wehrsports. Der Wehrsport sollte die Jungfrontler befähigen, den Belastungen des Klassenkampfes besser gewachsen zu sein, sollte aber auch die Anziehungskraft der RJ auf die Jugend steigern. ( S. 151 )
Die 5.Reichskonferenz des RFB begann am 23.März 1928 mit dem politischen Bericht, der vom zweiten Bundesführer vortragen wurde.
Der Bund bestand aus 24 Gauen, die in 177 Untergau und 1629 Ortsgruppen gegliedert waren. Es gab etwa 200 Betriebsgruppen, von denen allerdings 67 allein auf den Gau Ruhrgebiet, 27 auf Niederrhein und 20 auf Thüringen entfielen; 52,2 Prozent der Mitglieder des Bundes waren gewerkschaftlich organisiert. Von den Mitgliedern des Bundes waren 98 Prozent Arbeiter, 1 Prozent besaß eine mittlere oder höhere Schulbildung.
Einnahmen und Ausgaben beliefen sich auf etwa 525000 RM. Jedoch entsprach die Mitgliederzahl von etwa 130 000 durchaus noch nicht den politischen Möglichkeiten des Bundes. Eine Schwäche war nach wie vor die Mitgliederfluktuation. ( S.152 )
Die 5. Reichskonferenz verurteilte die parteifeindliche Tätigkeit der Fischer-Maslow-Gruppe und beschloß, daß die 'Betätigung im Sinne der sowjetfeindlichen Agitation dieser Gruppe unvereinbar mit der Zugehörigkeit zum RFB ist'. ( S.155 )
Die 3. Reichskonferenz der RJ und die 5. Reichskonferenz des RFB im März 1928 hatten die Einführung des systematischen Wehrsports für alle Mitglieder der Grundorganisation im Alter von 16 bis 28 Jahren beschlossen. Bis dahin hatten die jungen Mitglieder an der wehrsportlichen Ausbildung des RFB teilgenommen.
Es war notwendig, in der RJ und bei den jüngeren RFB-Mitgliedern mit einer grundlegenden körperlichen Ausbildung zu beginnen. Dies um so mehr, da viele junge Arbeiter unter schlechten Wohn- , Ernährungs- und Arbeitsverhältnissen aufwuchsen. Eine systematische wehrsportliche Körpererziehung konnte die entstandenen Schäden mildern und die jungen Arbeiter befähigen, die großen Belastungen des Klassenkampfes besser zu ertragen. Zugleich förderte die wehrsportliche Betätigung die Erziehung und Festigung solcher Charaktereigenschaften wie Mut, Ausdauer, Einsatzbereitschaft, Kollektivbewußtsein und Solidaritätsgefühl.
Angesichts des wachsenden Terrors faschistischer und militaristischer Banden war der Wehrsport unbedingt notwendig. Zur Teilnahme am Wehrsport waren alle RJ- und RFB-Angehörigen unter 28 Jahren verpflichtet. Alle Elemente des Wehrsports wurden gründlich geübt: Kommandoreglement; Gymnastik und Leichtathletik (Laufen, Springen, Werfen, Stoßen); Lager- und Ballspiele; Schwimmen; Kleinkaliberschießen, Karten- und Kompaßkunde; Entfernungsschätzen; Geländespiele; Jiu-Jitsu (Selbstverteidigung). ( S.160-164 )
Im Jahre 1928 schuf er eine zentrale Agitpropgruppe, die 'Roten Raketen'. Erich Weinert, Hanns Eisler und andere Künstler schrieben für die 'Roten Raketen' Texte und Melodien. Ihr Repertoire umfaßte Lieder, Srechchöre, Rezitationen und Sketchs, die die Politik der Bourgeoisie und der SPD-Führer anprangerte, vor der Gefahr eines neuen Krieges warnten, die neutrale Haltung des deutschen Spießbürgers verurteilten und die Werktätigen an ihre revolutionäre Klassenpflicht gemahnten.
Der RFB lernte es immer besser, die verschiedenen Formen und Möglichkeiten der politischen Argumentation zu handhaben. ( S.174 )
Militärpolitische Schulung
In den Jahren 1927 und 1928 verstärkte der RFB speziell die militärpolitische Schulung seiner Mitglieder und Funktionäre. Das erklärt sich nicht nur aus den spezifischen Aufgaben des Bundes als antiimperialistischer Wehrorganisation, sondern vor allem aus der verschärften Klassenkampfsituation. ( S.176 )
Stichpunkte: | Pazifismus S.177ff |
Kriegsdienstverweigerung S.181ff | |
Arbeiter und Reichswehr S.183ff |
Die militärpolitische Schulung fand auf den Führerkursen und in den Mitgliederversammlungen statt, und die Bundespresse behandelte in Artikeln dementsprechende Themen. Auf das Studium einschlägiger Literatur wurde großer Wert gelegt. So wurde den Mitgliedern Clausewitz 'Vom Krieg', M. Schwartes 'Technik im Weltkrieg', Fr. Engels militärwissenschaftliche Arbeiten, die militärpolitische Zeitschrift 'Oktober' ,einschlägige Aufsätze der 'Kommunistischen Internationale' sowie spezielle militärpolitische Schriften der KPD empfohlen. ( S.185 )
Die 'Rote Front' erläuterte in zahlreichen Abhandlungen auch spezielle militärische Fragen. Zu diesem Zweck richtete sie die militärpolitische Beilage 'Die Rote Wehr' ein. ( S.187 )
In der Zeit vom 12.November bis zum 8.Dezember 1928 führte der RFB in der Jugend-herberge Gamensee seine erste Reichsführerschule durch, die von Hermann Duncker mit Recht als 'Kriegsschule' des Bundes, das heißt als Schule für seine Kommandeure, bezeichnet wurde. S.189
Die militärpolitische Schulung im RFB war ein besonders deutlicher Ausdruck seines Charakters, entsprach seiner Zielstellung, als proletarische Wehrorganisation zu wirken.
Die Mitgliederzahl des RFB lag im November 1928 etwa bei 150.000. ( S.191 )
RFB und Streikkämpfe
Ernst Thälmann forderte das der RFB alle Streikkämpfe unterstützen müsse. Die Roten Frontkämpfer sollten als aktive Initiatoren insbesondere bei der Organisation des Massenstreikschutzes auftreten.
Der RFB sollte eine besondere Rolle bei der Organisierung der Solidaritätsaktionen für die Streikenden spielen, er sollte die Sammelaktion unterstützen und den Streikenden und Ausgesperrten helfen sowie durch öffentliche Aufmärsche und Demonstrationen die Kampfkraft der Streikenden beleben.
In den Streikschutzformationen sollten die RFB - Kameraden. . .den aktivsten Kern dieser Formation bilden. ( S.193 )
Blutmai 1929 in Berlin
Am Morgen des 1.Mai folgten etwa 200.000 Werktätige, darunter auch die Roten Frontkämpfer und Jungfrontler, dem Ruf der Partei und sammelten sich in den einzelnen Stadtbezirken zur Demonstrationen. Die Polizei, in höchste Alarmbereitschaft versetzt und durch Gerüchte über angebliche Aufstandsabsichten der Kommunisten aufgehetzt, gingen mit Knüppeln und Schußwaffen gegen die Demonstranten vor und drangen in die Arbeiterviertel ein.
Zum Schutz gegen den Terror der Polizei errichteten die erbitterten Arbeiter im Wedding und in Neukölln Barrikaden. Mit Steinen, Flaschen und Blumentöpfen setzten sie sich zur Wehr. Einzelne Arbeiter, die Revolver besaßen, begannen, in Notwehr das Feuer der Polizisten zu erwidern. Die Kämpfe dauerten bis zum 3.Mai. 31 Tote, 194 Verletzte und über 1000 Verhaftete konnte der Polizeipräsident als Ergebnis seiner Provokation verbuchen, deren Hauptzweck sich bald zeigen sollte: Am 2.Mai verboten die Behörden die 'Rote Fahne' und andere kommunistische Zeitungen für einige Wochen.
Am 3.Mai verbot der preußische Innenminister Grzesinski den RFB und die RJ für das Land Preußen, und am 6.Mai erließ Reichsinnenminister Severing das generelle Verbot beider Organisationen für ganz Deutschland, das bis zum 14.Mai in allen Ländern durchgeführt wurde. ( S.200ff )
Es war aber klar,daß das RFB-Verbot keine zeitweilige Maßnahme war, sondern einen Schritt auf dem Weg zur Beseitigung der Arbeiterbewegung und der Arbeiterrechte darstellte. Angesichts der Bedeutung, die dem RFB als erprobter Kampforganisation gegen Militarismus, Faschismus und Kriegsvorbereitung zukam, beschloß das ZK der KPD, den RFB illegal weiterzuführen. ( S.209 )
Die Führung orientierte die Grundeinheiten und Leitungen darauf, unter der Losung 'Rot Front trotz Verbot!' öffentliche Demonstrationen, Versammlungen und Kundgebungen zu veranstalten und dabei organisiert und möglichst auch uniformiert aufzutreten. Höhepunkt der Aktionen im Jahr 1929 war der Kampftag gegen das RFB-Verbot am 27.Oktober. ( S.210 )
Neben der illegalen Tätigkeit entstanden als legale Organisationen Arbeiterwehren, Selbstschutzformationen und ähnliche Verbände. ( S.212 )
Vom 10. bis 13.August 1929 tagte in Berlin die 1. illegale Reichsführerkonferenz, an der über 100 Funktionäre aus allen Gauen teilnahmen und auf der die neue Lage und die neuen Aufgaben der illegalen Arbeit erläutert und beraten wurden. ( S.214 )
In einer illegale Ausgabe des 'Roten Führers' vom Dezember 1929 hieß es dazu: 'Der Faschismus ist eine Herrschafts- und Kampfform der Bourgeoisie im Zeitalter des Imperialismus zur gewaltsamen Vernichtung der revolutionären Arbeiterbewegung durch die Mobilisierung breiter werktätiger Schichten mit Hilfe der sozialen und nationalen Demagogie.' ( S.216 )
Doch als Klassenfeind, als Hauptfeind, war stets der im Dienste des Finanzkapitals stehende Faschismus im Visier, der Hauptstoß galt ihm. ( S.217 ) ( Stichwort SPD-FÜHRER als Sozialfaschisten )
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